Hältst du dich für etwas Besseres?
"Alles ist schwierig, bevor es einfach wird" Thomas Fullr

Stellt euch vor, ihr seid jung und in eurem Job bereits sehr erfolgreich. Ihr seid gut ausgebildet und kennt euch auf eurem Gebiet sehr gut aus. Für viele Kolleg*innen seid ihr Ansprechpartner für alle möglichen Fragen, ihr handelt eigenverantwortlich und die euch übertragenen Aufgaben löst ihr mit guten und sehr guten Ergebnissen. Ihr habt viele Ideen, wie der Bereich noch weiter optimiert und ausgebaut werden kann. Vieles erscheint euch zu langsam zu gehen oder an Gewohntem zu kleben. Euer Ziel ist es euch weiterzuentwickeln und in euren Weiterbildungen habt ihr euch bereits mit Führungsthemen beschäftigt und strebt eine entsprechende Tätigkeit an.
Nach einiger Zeit ergibt sich die Möglichkeit die Leitung deiner Abteilung übernehmen zu können. Das Angebot kannst du nicht ausschlagen und so bist du Vorgesetzter deiner früheren Kolleg*innen.
Kann das gut gehen?
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass es für viele Mitarbeitenden ganz einfach ist, die Zustände im Unternehmen zu kritisieren und auch zu wissen, wie man eine Verbesserung herbeiführen kann. Aber es dann selbst zu tun, ist ein ganz anderer Schritt, den sich interessanterweise nur die Wenigsten zutrauen. Insbesondere Frauen schätzen ihre eigenen Möglichkeiten deutlich schlechter ein als sie sind. Männer sind da mit sich weniger streng. An der Stelle sage ich euch, es braucht mehr Mut!
Die allermeisten können viel mehr als sie sich zutrauen. Aber zurück zu unserer jungen Führungsperson. Ja, es ist eine besondere Herausforderung plötzlich der Vorgesetzte der früheren und möglicherweise auch älteren Kolleg*innen zu sein.
„Du hältst dich wohl für etwas Besseres“, „Früher hättest du dich ganz anders verhalten“ sind Sätze, die möglicherweise fallen. So ganz ungewöhnlich sind solche Äußerungen nicht, wenn auch nicht angenehm. Du musst dich nicht verteidigen, dass du die Position angenommen hast. Nimm jedoch die Vorbehalte und möglicherweise Ängste deiner Mitarbeitenden ernst. Mache deulich, dass du deine Aufmerksamkeit der Aufgabe widmest, dir Titel und Position weniger wichtig sind und du mit ihnen weiterhin gut zusammenarbeiten wirst. Für jede verantwortliche Person gilt der Grundsatz von Fairness und Respekt vor der Person und des Verantwortungsbereiches. Im Gespräch solltest du Person und Sache auseinanderhalten. Mit „Sache“ ist der Arbeitsbereich gemeint, für dessen Erfolg du verantwortlich bist und bleibst. Das ist unabhängig von möglichen Konflikten, Herausforderungen oder Umständen, egal was deine Mitarbeitenden über dich denken. Mit „Person“ sind die Mitarbeitenden gemeint, die dir unterstellt sind, denen gegenüber du dich korrekt, gerecht und transparent verhalten solltest.